Was ich in diesem Beitrag diskutieren möchte, ist eine Frage, die bei Hegel brennend erscheint und die – obwohl sie in den letzten 200 Jahren ihre Gestalt radikal verändert hat – auch in unserer heutigen Zeit noch virulent ist: Dies ist die Frage nach dem freiheitserschließenden Potential von Wissen, und vor allem der Philosophie, für die Selbstverständigung über uns und unsere eigene Welt. In Vorbereitung dieser Fragestellung möchte ich zunächst Hegels Umgestaltung der Frage nach einem philosophisch gerechtfertigten Begriff der Philosophie in Anknüpfung an Kant und die nach-kantische Generation darstellen (I.). Danach stelle ich anhand der Analyse der Rede zum Antritt des philosophischen Lehramtes an der Universität Berlin und der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse einige Aspekte von Hegels Umsetzung der zeit-diagnostischen Leistung der Philosophie heraus, die darin besteht, ihre Zeit in Gedanken zu erfassen (II.). Schließlich gehe ich auf einen ›Hegelschen Weltbegriff der Philosophie‹ ein, der, um in einer Zeit der Verwissenschaftlichung der Lebensverhältnisse wissenschaftlich gemäß zu sein, sein Wirken als lehrbares und lernbares Wissen auf ein Publikum nicht vernachlässigen kann (III.). Die These, die ich vertreten möchte, lautet: Hegels Verpflichtung, die Wissenschaftlichkeit der Philosophie in Abhebung zu den anderen Wissenschaften hervorzuheben, enthält ebenso sehr das Bedürfnis, das emanzipatorische Potenzial dieses Wissens herauszustellen, wie auch die Beteiligung der Subjekte an ihm mit einzubeziehen.
Weltbegriff der Philosophie? Zur Frage der Wissenschaftlichkeit der Philosophie in Hegels Berliner System
giulia bernard
2025
Abstract
Was ich in diesem Beitrag diskutieren möchte, ist eine Frage, die bei Hegel brennend erscheint und die – obwohl sie in den letzten 200 Jahren ihre Gestalt radikal verändert hat – auch in unserer heutigen Zeit noch virulent ist: Dies ist die Frage nach dem freiheitserschließenden Potential von Wissen, und vor allem der Philosophie, für die Selbstverständigung über uns und unsere eigene Welt. In Vorbereitung dieser Fragestellung möchte ich zunächst Hegels Umgestaltung der Frage nach einem philosophisch gerechtfertigten Begriff der Philosophie in Anknüpfung an Kant und die nach-kantische Generation darstellen (I.). Danach stelle ich anhand der Analyse der Rede zum Antritt des philosophischen Lehramtes an der Universität Berlin und der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse einige Aspekte von Hegels Umsetzung der zeit-diagnostischen Leistung der Philosophie heraus, die darin besteht, ihre Zeit in Gedanken zu erfassen (II.). Schließlich gehe ich auf einen ›Hegelschen Weltbegriff der Philosophie‹ ein, der, um in einer Zeit der Verwissenschaftlichung der Lebensverhältnisse wissenschaftlich gemäß zu sein, sein Wirken als lehrbares und lernbares Wissen auf ein Publikum nicht vernachlässigen kann (III.). Die These, die ich vertreten möchte, lautet: Hegels Verpflichtung, die Wissenschaftlichkeit der Philosophie in Abhebung zu den anderen Wissenschaften hervorzuheben, enthält ebenso sehr das Bedürfnis, das emanzipatorische Potenzial dieses Wissens herauszustellen, wie auch die Beteiligung der Subjekte an ihm mit einzubeziehen.Pubblicazioni consigliate
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